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Dienstag, 24. Dezember 2024

»Weihnachten« von Hermann Hesse

Baum im Herbst

Ich sehn´ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub´, ich hab´s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei´s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön´
ein´s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd´ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, das war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb´ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

»Weihnachten« von Hermann Hesse


Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
»Das Lied des Lebens«:
Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
Sämtliche Gedichte in einem Band

Samstag, 23. November 2024

Geduld ist das Schwerste



Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen."
Hermann Hesse

Samstag, 12. Oktober 2024

»Oktober« von Hermann Hesse

Goldener Oktober
In ihrem schönsten Kleide Stehn alle Bäume gelb und rot, Sie sterben einen leichten Tod, Sie wissen nichts von Leide.

Herbst, kühle mir das heiße Herz, Daß es gelinder schlage Und still durch goldene Tage Hinüberspiele winterwärts.

»Oktober« von Hermann Hesse



Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
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Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
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Samstag, 14. September 2024

»September« von Hermann Hesse

Der Garten trauert,
Kühl sinkt in die Blumen der Regen.
Der Sommer schauert
Still seinem Ende entgegen.

Golden tropft Blatt um Blatt
Nieder vom hohen Akazienbaum.
Sommer lächelt erstaunt und matt
In den sterbenden Gartentraum.

Lange noch bei den Rosen
Bleibt er stehen, sehnt sich nach Ruh.
Langsam tut er die großen
Müdgewordenen Augen zu.

»September« von Hermann Hesse


Der September ist, lyrisch gesehen, die beste Zeit zum Sterben. Und dieses Gedicht ist ein wunderschönes, gelassenes Einverstandensein mit dem Ende, das bei Hermann Hesse aber doch noch eine Weile ausblieb.


Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
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Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
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»Peter Camenzind« - der literarische Durchbruch von Hermann Hesse


Peter Camenzind: Erzählung (suhrkamp taschenbuch)


Hermann Hesse gelang im Jahr 1903 der literarische Durchbruch mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman »Peter Camenzind«. Der Roman machte Hesse über Nacht berühmt und und ermöglichte ihm eine Existenz als freier Schriftsteller.

Die 1904 veröffentlichte Erzählung »Peter Camenzind« legte den Grundstein für das Renommee des über vier Jahrzehnte später mit dem Nobelpreis für Literatur geadelten Hermann Hesse.

Hesse zeichnet den Lebenslauf des aus einem bäuerlich geprägten Schweizer Hochgebirgsdorf stammenden Peter Camenzind. Der Protogonist durchläuft Lebensstationen in Zürich und Basel und lernt auf Wanderungen und ausgedehnten Reisen Deutschland, Frankreich und Italien kennen.

Stets auf der Suche nach einem individuellen, nicht angepassten Lebensweg kehrt Camenzind schließlich doch in sein Heimatdorf zurück. Nur dort, so erkennt er nach langer Lebensreise, ist er wirklich zu Hause, findet er sich in vertrautem Umfeld.

Einige der in »Peter Camenzind« verarbeiteten Motive erinnern an die persönliche Biographie Hermann Hesses, die der Autor mehrfach auch in späteren Werken aufgreift. Zu diesen Leitmotiven gehört beispielsweise das Ausbrechen aus einer als einengend empfundenen familiären oder schulischen Umgebung.

Wenngleich »Peter Camenzind« noch nicht über den politischen, gesellschaftlichen oder philosophischen Tiefgang späterer Werke Hesses verfügt, so beweist der Autor doch bereits in diesem Frühwerk eine außerordentliche sprachliche Virtuosität und eine gleichermaßen durch Leichtigkeit und Präzision mitreißende Erzählkunst.

Dieser in unmittelbarer Nachfolge von Gottfried Kellers »Der grüne Heinrich« stehende Erziehungsroman hat mit seinen erfrischenden, allem Pathetischen abholden Naturschilderungen bis heute nichts an Charme und Farbe verloren.

Literatur:

Peter Camenzind
Peter Camenzind. Sondereinband
von Hermann Hesse

Ein jeder Mensch hat seine Seele

 Ein jeder Mensch hat seine Seele, die kann er mit keiner anderen vermischen. Zwei Menschen können zueinander gehen, sie können miteinander reden und nah beieinander sein. Aber ihre Seelen sind wie Blumen, jede an ihrem Ort angewurzelt und keine kann zu der anderen kommen, sonst müßte sie ihre Wurzel verlassen, und das kann sie eben nicht. Die Blumen schicken ihren Duft und ihren Samen aus, weil sie gern zueinander möchten; aber daß ein Same an seine rechte Stelle kommt, dazu kann die Blume nichts tun, das tut der Wind, und der kommt her und geht hin, wie und wo er will.

Hermann Hesse