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Dienstag, 17. Oktober 2017

»Demian« von Hermann Hesse vollendet

Demian
Demian

Im Herbst 1917, vor 100 Jahren, wurde Hermann Hesses Roman »Demian« vollendet, aber erst zwei Jahre später veröffentlicht. »Demian« zählt zu Hesses Frühwerken und erzählt die Geschichte von Emil Sinclairs Jugend. »Demian« ist ein klassischer Roman der Selbstentwicklung. Das Buch reflektiert nicht nur Hesses gleichzeitig psychoanalytische Behandlung, sondern auch die eher allgemeine Begegnung des Menschens mit der Modernität. Dem Leser werden eine Reihe von Selbstdarstellungen Emil Sinclairs (Max Demian, Pistorius, Frau Eva) spendiert. Für Hesse spielen diese Figuren eine zentrale Rolle in der Entwicklung eines jungen Menschens, sie führen diese Menschen in neue Lebensphasen.

Daß dieses im Herbst 1917 vollendete Buch erst im Juni 1919, ein halbes Jahr nach Kriegsende, veröffentlicht wurde, lag an der Unbekanntheit des Verfassers. Denn Hesse hatte das Manuskript dem Verlag als das Erstlingswerk eines kranken jungen Dichters empfohlen, des zeitkritischen Poeten Emil Sinclair, der bisher nur in Zeitungen und Zeitschriften durch pazifistische Mahnrufe und Erzählungen aufgefallen war (die gleichfalls von Hesse stammten). Doch trotz des Inkognitos erlebte das Buch eine geradezu stürmische Aufnahme und wurde noch im Erscheinungsjahr mit dem Fontane-Preis für das beste Erstlingswerk eines Nachwuchsautors ausgezeichnet.


"Ja, man muß seinen Traum finden, dann wird der Weg leicht. Aber es gibt keinen immerwährenden Traum, jeden löst ein neuer ab, und keinen darf man festhalten wollen."

Hermann Hesse, Demian


Das Thema des »Demian« ist der Ausbruch des jungen Emil Sinclair aus seinem christlich geprägten Elternhaus. Es ist die Loslösung von Normen wie Kirche, Vaterland und Moral. Bei seiner Berührung mit der fremden Welt gerät Emil durch harmlose Prahlereien in Abhängigkeit von Franz Kromer. Von diesem wird er von Max Demian, einem neu zugezogenen Schüler, befreit. Emil durchläuft einen Emanzipationsprozess, in dem er mit dem Orgelspieler Pistorius über seine Träume spricht. Dabei hilft ihm der Gott Abraxas, der Gut und Böse, Göttliches und Teuflisches, Menschliches und Tierisches vereint, eine verantwortungsbewusste Einstellung zum eigenen Leben zu finden. In der Mutter von Demian, in Frau Eva, die gleich ihm und Demian das Kainsmal trägt, erkennt er schließlich die Geliebte aus seinem Traum. Er sieht sich in der Nähe der Frau zu Hause angekommen.


"Man braucht vor niemand Angst zu haben. Wenn man jemanden fürchtet,
dann kommt es daher, daß man diesem Jemand Macht über sich eingeräumt hat."
Hermann Hesse, Demian


Thomas Mann verglich die elektrisierende Wirkung des Buches mit der von Goethes Werther, da es »mit unheimlicher Genauigkeit den Nerv der Zeit traf und eine ganze Jugend, die wähnte aus ihrer Mitte sei ihr ein Künder ihres tiefsten Lebens entstanden, zu dankbarem Entzücken hinriß«. Bis zur Entdeckung des Pseudonyms im Mai 1920 erschienen drei Auflagen, denen dann unter Hesses eigenem Namen zu seinen Lebzeiten noch 93 weitere folgen sollten.

Literatur:

Demian
Demian
von Hermann Hesse