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Mittwoch, 29. Juli 2020

»Spätsommer« von Hermann Hesse

Bayerischer Wald Fotos Bilder

Noch einmal, ehe der Sommer verblüht,
wollen wir für den Garten sorgen,
die Blumen giessen, sie sind schon müd,
bald welken sie ab, vielleicht schon morgen.

Noch einmal, ehe wieder die Welt
irrsinning wird und von Kriegen gellt,
wollen wir an den paar schönen Dingen
uns freuen und ihnen Lieder singen.


»Spätsommer« von Hermann Hesse


Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
»Das Lied des Lebens«:
Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
Sämtliche Gedichte in einem Band

Samstag, 25. Juli 2020

»Sommerabend« von Hermann Hesse

Regional freundlicher Sommerabend

Es singt ein Schnitter auf der Rast,
Im Dufte schwelgt der reife Klee –
O du, daß du das alte Weh
Mir wieder wachgesungen hast!

Volkslieder, Kinderlieder gehn
Leistönig auf im Abendwind,
Und wieder schmerzen alle Wehn,
Die doch vernarbt, vergessen sind.

Spätabendwolken segeln zier,
Die Erde atmet warm und weit . . .
Was willst du heute noch von mir,
Verlorene Jugendzeit?

»Sommerabend« von Hermann Hesse

Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
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Sämtliche Gedichte in einem Band
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Hermann Hesse-Gedichte:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
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Sämtliche Gedichte in einem Band
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Samstag, 18. Juli 2020

Hermann Hesse über Siddhartha und der Fluss des Lebens

Siddharta
Siddharta

Hermann Hesse über das Zuhören: Siddhartha und der Fluss des Lebens

«Der Fluss ist überall zugleich, am Ursprung und an der Mündung, am Wasserfall, an der Fähre, an der Stromschnelle, im Gebirge, überall zugleich, und dass es für ihn nur Gegenwart gibt, nicht den Schatten Vergangenheit, nicht den Schatten Zukunft.»

»Zärtlich blickte er in das strömende Wasser, in das durchsichtige Grün, in die kristallenen Linien seiner geheimnisreichen Zeichnung. Lichte Perlen sah er aus der Tiefe steigen, stille Luftblasen auf dem Spiegel schwimmen, Himmelsbläue darin abgebildet. Mit tausend Augen blickte der Fluss ihn an, mit grünen, mit weissen, mit kristallnen, mit himmelsblauen.
(…)
Lerne von ihm!
Wer dies Wasser und seine Geheimnisse verstünde, so schien ihm, würde auch viel anderes verstehen, viele Geheimnisse, alle Geheimnisse.
(…)
Von den Geheimnissen des Flusses aber sah er heute nur eines, das ergriff seine Seele. Er sah: das Wasser lief und lief, immerzu lief es, und war doch immer da, war immer und allzeit dasselbe und doch jeden Augenblick neu!»

«Der Fluss lernt ihm, dass es keine Zeit gibt. Er lernt ihm das Zuhören, das Lauschen mit stillem Herzen, mit wartender geöffneter Seele, ohne Leidenschaft, ohne Wunsch, ohne Urteil, ohne Meinung.»

«Sie lauschten. Sanft klang der vielstimmige Gesang des Flusses. Siddhartha schaute ins Wasser und im ziehenden Wasser erschienen ihm Bilder: sein Vater erschien, einsam, um den Sohn trauernd, er selbst erschien, einsam, auch er mit den Banden der Sehnsucht an den fernen Sohn gebunden; es erschien sein Sohn, einsam auch er, der Knabe, begehrlich auf der brennenden Bahn seiner jungen Wünsche stürmend, jeder auf sein Ziel gerichtet, jeder vom Ziel besessen, jeder leidend. Der Fluss sang mit einer Stimme des Leidens, sehnlich sang er, sehnlich floss er seinem Ziele zu, klagend klang seine Stimme.
„Hörst du?“ fragte Vasudeva stummer Blick, Siddhartha nickte.
„Höre besser!“ flüsterte Vasudeva.

Siddhartha bemühte sich besser zu hören. Das Bild des Vaters, sein eigenes Bild, das Bild des Sohnes flossen ineinander, auch Kamalas Bild erschien und zerfloss, und das Bild Govindas, und andre Bilder, und flossen ineinander über, wurden alle zum Fluss, strebten alle als Fluss dem Ziele zu, sehnlich, begehrend, leidend, und des Flusses Stimme klang voll Sehnsucht, voll von brennendem Weh, voll von unstillbarem Verlangen. Zum Ziele strebte der Fluss, Siddhartha sah ihn eilen, den Fluss, der aus ihm und den Seinen und aus allen Menschen bestand, die er je gesehen hatte, alle die Wellen und Wasser eilten, leiden, Zielen zu, vielen Zielen, dem Wasserfall, dem See, der Stromschnelle, dem Meere, und alle Ziele wurden erreicht, und jedem erfolgte ein Neues, und aus dem Wasser ward Dampf und stieg in den Himmel herab, ward Quelle, ward Bach, ward Fluss, strebte aufs neue, floss aufs neue. Aber die sehnliche Stimme hatte sich verändert. Noch tönte sie, leidvoll, suchend, aber andre Stimmen gesellten sich zu ihr, Stimmen der Freude und des Leids, gute und böse Stimmen, lachende und trauernde, hundert Stimmen, tausend Stimmen.»

«Siddhartha lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins Zuhören vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fühlte, dass er nun das Lauschen zu Ende gelernt habe. Oft schon hatte er all die gehört, diese vielen Stimmen im Fluss, heute klang es neu. Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Leiden des Sterbenden, alles war eins, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen. Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute und Böse, alles zusammen war die Welt. Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddhartha aufmerksam diesem Fluss, diesem tausendstimmigen Lied lauschte, wenn er sich nicht auf das Leid noch auf das Lachen hörte, wenn er seine Seele nicht an irgendeine Stimme band und mit seinem Ich in sie einging, sondern alles hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das grosse Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Worte, das hiess Om: die Vollendung.»

«Langsam blühte, langsam reifte in Siddhartha die Erkenntnis, das Wissen darum, was eigentlich Weisheit sei, was seines langen Suchens Ziel sei. Es war nichts als eine Bereitschaft der Seele, eine Fähigkeit, eine geheime Kunst, jeden Augenblick, mitten im Leben, den Gedanken der Einheit zu denken, die Einheit fühlen und einatmen zu können.»

»Über das Glück« von Hermann Hesse


Was ist Glück? - Dem Sinn dieses Wortes, das er auch für seinen Klang liebte, hat Hermann Hesse zeitlebens nachgespürt. Was er selbst als beglückend empfand, war selten materieller Natur - tiefste Quelle des Glücks waren ihm die Eindrücke, die wir der Empfänglichkeit unserer Sinnesorgane verdanken, der Fähigkeit, uns zu verlieben und hinzugeben, dem Erlebnis des Einklangs der Innen- mit der Außenwelt.

Hesse versteht es, in diesem Buch mehrere Zustände des Glücks zu beschreiben. Sehr gefallen dabei die Naturbeschreibungen. In einer so hektischen Zeit wie dieser ist es immer wichtig, sich auf die wahren Momente des Glücks zu besinnen und nicht nur auf das künstliche Glück welches durch den Konsum heute hervorgebracht wird. Er beschreibt treffend die Freude die man bei einer Naturbetrachtung und beim Reisen empfindet.

Die allermeisten Texte in diesem Suhrkamp-Taschenbuch beschäftigen sich mit dem Sommer, dem Hochsommer, dem Abschied vom Sommer. Dass Hesse den Sommer besonders mochte, weiß jeder, der schon Autobiographisches von ihm gelesen hat.

Unerträgliche Sommerhitze, die glücklich macht - durch fast alle Lebensjahrzehnte von Hermann Hesse. Selbst wenn man einzelne Passagen daraus bereits in anderen Hesse-Zusammenstellungen hat, lohnt sich dieses Buch zum Lesen und Wiederlesen.

Niemand kann so wundervoll mit Worten Bilder malen. Einfach ein Muss für jeden, der Hermann Hesse mag. Die unterhaltsamen Kurzgeschichten werden durch schöne Gedichte unterbrochen. - Das Buch in Ruhe bei einem guten Glas Grumello, einem italienischen Rotwein, genießen. Das ist übrigens der Lieblingswein des Dichters.


Literatur:

Über das Glück

Über das Glück von Hermann Hesse

Hermann Hesse als Maler

Hermann Hesse Acquarell

"Nicht, daß ich mich für einen Maler hielte, aber das Malen ist wunderschön. Man hat nachher nicht wie beim Schreiben schwarze Finger, sondern rote und blaue", so Hermann Hesse 1925. Im Alter von 40 Jahren, mitten im Ersten Weltkrieg, hat Hermann Hesse zu malen begonnen. Es war ihm ein Ausweg in den bittersten Zeiten seines Lebens. Anfänglich illustrierte er seine eigenen Gedichte und verkaufte sie als bibliophile Raritäten. Die meist kleinen, sehr expressionistischen Aquarelle mit ihrer Farbigkeit waren für Hesse ein Ausgleich, eine Art Ausruhen vom Schreiben, ja um Distanz von der Literatur und der Welt zu gewinnen.

Seit seinen autodidaktischen Anfängen im Ersten Weltkrieg, die dem damals Vierzigjährigen eine schwere Krise zu überwinden halfen, hat Hesse bis ins hohe Alter etwa zweitausend Aquarelle gemalt. Die meisten von ihnen sind Liebeserklärungen an die farbenfrohen Landschaften seiner Tessiner Wahlheimat und ihren damals noch unerschöpflichen Reichtum an zauberhaften Motiven.

Farbe ist Leben
Farbe ist Leben


"Aus der Trübsal, die oft unerträglich wurde, fand ich einen Ausweg für mich, indem ich, was ich nie im Leben getrieben hatte, anfing zu zeichnen und zu malen. Ob das objektiv einen Wert hat, ist einerlei; für mich ist es neues Untertauchen in den Trost der Kunst, den die Dichtung mir kaum noch gab. Hingegebensein ohne Begierde, Liebe ohne Wunsch."

Aus einem Brief an Felix Braun, 1917

"Meine kleinen Aquarelle sind eine Art Dichtungen oder Träume, sie geben von der ‚Wirklichkeit' bloß eine ferne Erinnerung und verändern sie nach persönlichen Gefühlen und Bedürfnissen (...), dass ich (...) nur ein Dilettant bin, vergesse ich nicht."

Aus einem Brief an Helene Welti, 1919

Farbe ist Leben
Farbe ist Leben

"Jeder von uns Künstlern, auch wenn er viel an sich zweifeln muss und sein Talent und Können als scheußlich klein empfindet, hat einen Sinn und eine Aufgabe und leistet, wenn er sich treu bleibt, an seinem Ort etwas, was nur er zu geben hat. Wenn Du mit mir im Tessin malst, und wir beide das gleiche Motiv malen, so malt jeder von uns nicht so sehr das Stückchen Landschaft als vielmehr seine eigene Liebe zur Natur, und vor dem gleichen Motiv macht jeder etwas anderes, etwas Einmaliges. (...) Und wie viele Maler, die für Stümper oder für Barbaren in der Kunst galten, erwiesen sich nachher als edle Kämpfer, deren Werke den Nachfolgern oft tröstlicher sind und inniger geliebt werden als die größten Werke der klassischen Könner!"

Aus einem Brief an Bruno Hesse, 1928

Hermann Hesse Acquarell

"In meinen Dichtungen vermisst man häufig die übliche Achtung vor der Wirklichkeit, und wenn ich male, dann haben die Bäume Gesichter und die Häuser lachen oder tanzen oder weinen, aber ob ein Baum ein Birnbaum oder eine Kastanie ist, kann man meistens nicht erkennen. Diesen Vorwurf muss ich hinnehmen. Ich gestehe, dass auch mein eigenes Leben mir sehr häufig wie ein Märchen vorkommt. Oft sehe oder fühle ich die Außenwelt mit meinem Inneren in einem Zusammenhang und Einklang, den ich magisch nennen muss."

Aus: Kurzgefasster Lebenslauf, 1925


Im April 1933, nachdem Hesse aus der Casa Camuzzi in die Casa Rossa gezogen war, besuchte der junge Gunter Böhmer Hermann Hesse und richtete sich in der Casa Camuzzi ein. Zehn Jahre später, 1943, siedelte der Maler Hans Purrmann, Schüler von Henri Matisse, nach Montagnola über und zog einige Zeit später ebenfalls in die Casa Camuzzi. Mit beiden Malern und Zeichnern verband Hesse eine ihn beglückende Künstlerfreundschaft. Böhmer unterstützte Hesse bei dessen Bemühungen, sich künstlerische Techniken und die Gesetze unterschiedlicher Perspektivdarstellungen anzueignen.


Weblinks:

Hesse über Malerei - www.hermann-hesse.de

Stufen - Youtube


Literatur:

Farbe ist Leben
Farbe ist Leben
von Hermann Hesse


Farbe ist Leben
Farbe ist Leben
von Hermann Hesse

Blog-Artikel:

- Kulturwelt-Blog - culturwelt.blogspot.com


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