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Dienstag, 24. Dezember 2024

»Weihnachten« von Hermann Hesse

Baum im Herbst

Ich sehn´ mich so nach einem Land
der Ruhe und Geborgenheit
Ich glaub´, ich hab´s einmal gekannt,
als ich den Sternenhimmel weit
und klar vor meinen Augen sah,
unendlich großes Weltenall.
Und etwas dann mit mir geschah:
Ich ahnte, spürte auf einmal,
daß alles: Sterne, Berg und Tal,
ob ferne Länder, fremdes Volk,
sei es der Mond, sei´s Sonnnenstrahl,
daß Regen, Schnee und jede Wolk,
daß all das in mir drin ich find,
verkleinert, einmalig und schön
Ich muß gar nicht zu jedem hin,
ich spür das Schwingen, spür die Tön´
ein´s jeden Dinges, nah und fern,
wenn ich mich öffne und werd´ still
in Ehrfurcht vor dem großen Herrn,
der all dies schuf und halten will.
Ich glaube, das war der Moment,
den sicher jeder von euch kennt,
in dem der Mensch zur Lieb´ bereit:
Ich glaub, da ist Weihnachten nicht weit!

»Weihnachten« von Hermann Hesse


Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
»Das Lied des Lebens«:
Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
Sämtliche Gedichte in einem Band

Samstag, 23. November 2024

Geduld ist das Schwerste



Geduld ist das Schwerste und das Einzige, was zu lernen sich lohnt. Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen."
Hermann Hesse

Samstag, 12. Oktober 2024

»Oktober« von Hermann Hesse

Goldener Oktober
In ihrem schönsten Kleide Stehn alle Bäume gelb und rot, Sie sterben einen leichten Tod, Sie wissen nichts von Leide.

Herbst, kühle mir das heiße Herz, Daß es gelinder schlage Und still durch goldene Tage Hinüberspiele winterwärts.

»Oktober« von Hermann Hesse



Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
»Das Lied des Lebens«:
Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
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Samstag, 14. September 2024

»September« von Hermann Hesse

Der Garten trauert,
Kühl sinkt in die Blumen der Regen.
Der Sommer schauert
Still seinem Ende entgegen.

Golden tropft Blatt um Blatt
Nieder vom hohen Akazienbaum.
Sommer lächelt erstaunt und matt
In den sterbenden Gartentraum.

Lange noch bei den Rosen
Bleibt er stehen, sehnt sich nach Ruh.
Langsam tut er die großen
Müdgewordenen Augen zu.

»September« von Hermann Hesse


Der September ist, lyrisch gesehen, die beste Zeit zum Sterben. Und dieses Gedicht ist ein wunderschönes, gelassenes Einverstandensein mit dem Ende, das bei Hermann Hesse aber doch noch eine Weile ausblieb.


Hermann Hesse-Gedichtbände:

»Das Lied des Lebens«: Die schönsten Gedichte
»Das Lied des Lebens«:
Die schönsten Gedichte


Sämtliche Gedichte in einem Band
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»Peter Camenzind« - der literarische Durchbruch von Hermann Hesse


Peter Camenzind: Erzählung (suhrkamp taschenbuch)


Hermann Hesse gelang im Jahr 1903 der literarische Durchbruch mit dem zivilisationskritischen Entwicklungsroman »Peter Camenzind«. Der Roman machte Hesse über Nacht berühmt und und ermöglichte ihm eine Existenz als freier Schriftsteller.

Die 1904 veröffentlichte Erzählung »Peter Camenzind« legte den Grundstein für das Renommee des über vier Jahrzehnte später mit dem Nobelpreis für Literatur geadelten Hermann Hesse.

Hesse zeichnet den Lebenslauf des aus einem bäuerlich geprägten Schweizer Hochgebirgsdorf stammenden Peter Camenzind. Der Protogonist durchläuft Lebensstationen in Zürich und Basel und lernt auf Wanderungen und ausgedehnten Reisen Deutschland, Frankreich und Italien kennen.

Stets auf der Suche nach einem individuellen, nicht angepassten Lebensweg kehrt Camenzind schließlich doch in sein Heimatdorf zurück. Nur dort, so erkennt er nach langer Lebensreise, ist er wirklich zu Hause, findet er sich in vertrautem Umfeld.

Einige der in »Peter Camenzind« verarbeiteten Motive erinnern an die persönliche Biographie Hermann Hesses, die der Autor mehrfach auch in späteren Werken aufgreift. Zu diesen Leitmotiven gehört beispielsweise das Ausbrechen aus einer als einengend empfundenen familiären oder schulischen Umgebung.

Wenngleich »Peter Camenzind« noch nicht über den politischen, gesellschaftlichen oder philosophischen Tiefgang späterer Werke Hesses verfügt, so beweist der Autor doch bereits in diesem Frühwerk eine außerordentliche sprachliche Virtuosität und eine gleichermaßen durch Leichtigkeit und Präzision mitreißende Erzählkunst.

Dieser in unmittelbarer Nachfolge von Gottfried Kellers »Der grüne Heinrich« stehende Erziehungsroman hat mit seinen erfrischenden, allem Pathetischen abholden Naturschilderungen bis heute nichts an Charme und Farbe verloren.

Literatur:

Peter Camenzind
Peter Camenzind. Sondereinband
von Hermann Hesse

Ein jeder Mensch hat seine Seele

 Ein jeder Mensch hat seine Seele, die kann er mit keiner anderen vermischen. Zwei Menschen können zueinander gehen, sie können miteinander reden und nah beieinander sein. Aber ihre Seelen sind wie Blumen, jede an ihrem Ort angewurzelt und keine kann zu der anderen kommen, sonst müßte sie ihre Wurzel verlassen, und das kann sie eben nicht. Die Blumen schicken ihren Duft und ihren Samen aus, weil sie gern zueinander möchten; aber daß ein Same an seine rechte Stelle kommt, dazu kann die Blume nichts tun, das tut der Wind, und der kommt her und geht hin, wie und wo er will.

Hermann Hesse

»Peter Camenzind« vor 120 Jahren fertiggestellt


Peter Camenzind: Erzählung (suhrkamp taschenbuch)


Hermann Hesse lebte ab 1899 in Basel. Im August 1900 begann er mit ersten Studien zu Peter Camenzind. Im Jahr 1901 machte er seine erste Reise nach Italien. Anfang 1902 begann er mit der Niederschrift des Buches. Ende 1902 bekam er durch Initiative des Schweizer Schriftstellers Paul Ilg Kontakt zum S. Fischer Verlag in Berlin. Samuel Fischer munterte Hesse auf, ihm Arbeiten zukommen zu lassen.

Im April 1903 begab sich Hesse zusammen mit seiner Freundin Maria Bernoulli, die er im August des Jahres heiratete, auf seine zweite Reise nach Italien. Bis zum Mai 1903 hatte er das Manuskript zu Peter Camenzind fertiggestellt und trat darüber in Kontakt mit dem S. Fischer Verlag. Im Juni kam es zum Vertragsabschluss.

Die 1904 veröffentlichte Erzählung »Peter Camenzind« legte den Grundstein für das Renommee des über vier Jahrzehnte später mit dem Nobelpreis für Literatur geadelten Hermann Hesse.

Hesse zeichnet den Lebenslauf des aus einem bäuerlich geprägten Schweizer Hochgebirgsdorf stammenden Peter Camenzind. Der Protogonist durchläuft Lebensstationen in Zürich und Basel und lernt auf Wanderungen und ausgedehnten Reisen Deutschland, Frankreich und Italien kennen.

Stets auf der Suche nach einem individuellen, nicht angepassten Lebensweg kehrt Camenzind schließlich doch in sein Heimatdorf zurück. Nur dort, so erkennt er nach langer Lebensreise, ist er wirklich zu Hause, findet er sich in vertrautem Umfeld.

Einige der in »Peter Camenzind« verarbeiteten Motive erinnern an die persönliche Biographie Hermann Hesses, die der Autor mehrfach auch in späteren Werken aufgreift. Zu diesen Leitmotiven gehört beispielsweise das Ausbrechen aus einer als einengend empfundenen familiären oder schulischen Umgebung.

Wenngleich »Peter Camenzind« noch nicht über den politischen, gesellschaftlichen oder philosophischen Tiefgang späterer Werke Hesses verfügt, so beweist der Autor doch bereits in diesem Frühwerk eine außerordentliche sprachliche Virtuosität und eine gleichermaßen durch Leichtigkeit und Präzision mitreißende Erzählkunst.

Dieser in unmittelbarer Nachfolge von Gottfried Kellers »Der grüne Heinrich« stehende Erziehungsroman hat mit seinen erfrischenden, allem Pathetischen abholden Naturschilderungen bis heute nichts an Charme und Farbe verloren.

Literatur:

Peter Camenzind
Peter Camenzind. Sondereinband
von Hermann Hesse

Samstag, 24. August 2024

Aufstieg in die Berge - Peter Camenzind



Schon beim Aufstieg war ich erstaunt, die mir von unten her wohlbekannten Schroffen und Felswände so überwältigend groß zu finden. Und nun sah ich, vom Augenblick ganz bezwungen, mit Angst und Jubel plötzlich die ungeheure Weite auf mich hereindringen. So fabelhaft groß war also die Welt!
…Da fing ich an zu ahnen, daß ich nur erst ein schmales Blinzeln, noch kein gediegenes Schauen von der Welt gehabt hatte und dass da draußen Berge stehen und fallen und große Dinge geschehen konnten, von denen auch nicht die leiseste Kunde je in unser abgetrenntes Bergloch kam. Zugleich aber zitterte etwas in mir gleich dem Zeiger des Kompasses mit unbewußtem Streben mächtig jener großen Ferne entgegen. Und nun verstand ich auch die Schönheit und Schwermut der Wolken erst ganz, da ich sah, in was für endlose Fernen sie wanderten.
Meine beiden erwachsenen Begleiter lobten mein gutes Steigen, rasteten ein wenig auf der eiskalten Kuppe und lachten über meine fassungslose Freude. Ich aber, nachdem ich mit dem ersten großen Staunen fertig war, brüllte vor Lust und Erregung laut wie ein Stier in die klaren Lüfte hinaus. Das war mein erstes, unartikuliertes Lied an die Schönheit. Ich war auf einen dröhnenden Widerhall gefaßt, aber mein Geschrei verklang in die ruhigen Höhen spurlos wie ein schwacher Vogelpfiff. Da war ich sehr beschämt und hielt mich still.
Hermann Hesse: Peter Camenzind

Samstag, 17. August 2024

Siddhartha-Zitat



Überall, wo das Gerücht vom Buddha erscholl, überall in den Ländern Indiens horchten die Jünglinge auf, fühlten Sehnsucht, fühlten Hoffnung, und unter dem Brahmanensöhnen der Städte und Dörfer war jeder Pilger und Fremdling willkommen, wenn er Kunde von ihm, dem Erhabenen, dem Sakyamuni, brachte.


»Roßhalde« von Hermann Hesse

Roßhalde
Roßhalde

»Roßhalde ist ein autobiografisch geprägter Roman von Hermann Hesse. Die Verknüpfung zwischen Leben und Werk des Autors besonders stark. So ähnelt das Anwesen »Roßhalde« Hesses Zuhause Anno 1914, bei Veröffentlichung des Buches. Vorbesitzer des realen Anwesens war wie Hesses Protagonist, Johann Veraguth, ein Maler und auch Hesse entdeckte um diesen Zeitraum die Malerei für sich.

Roßhalde - so heißt das idyllische Anwesen, auf welchem ein Künstlerehepaar mit seinen Söhnen um 1910 lebt. Roßhalde ist so groß, dass sich das an Gefühlen vergrämte Ehepaar aus dem Weg gehen kann. Frau Adele wohnt mit dem kleinen Pierre im Haupthaus. Lediglich zu den Mahlzeiten kommt man zusammen. Albert, der die meiste Zeit im Internat verbringt, hat sich komplett von seinem Vater, dem bekannten Maler Johann Veraguth, abgewendet. Er spürt, dass die Mutter, die er über alles liebt, unter der abgestumpften Ehe leidet und gibt dem Vater die Schuld daran. Wenn Albert die Ferien auf Roßhalde verbringt, meiden sich Vater und Sohn genauso wie es die Eltern das ganze Jahr über tun.

Hermann Hesse beschreibt die unglückliche Ehe mit wenigen Worten, aber so sensibel, dass der Leser genau das empfindet, was die Entfremdeten füreinander fühlen oder besser gesagt nicht mehr fühlen. Der einzige, der etwas Licht und Freude in dieses trübe nebeneinanderher Leben bringt, ist der kleine Pierre. Johann überfällt immer wieder die Angst, auch Pierre an seine Mutter zu verlieren. So kämpfen Mutter und Vater tonlos um die Gunst des aufgeweckten und altklugen Pierres. Bis Pierre plötzlich erkrankt.

In der autobiografischen Erzählung schildert Hesse die letzten Wochen und Monate der Beziehung, zwischen dem international geschätzten Maler Veraguth, seiner Ehefrau Adele und den beiden Söhnen Pierre und Albert. Die Entfremdung der beiden Ehepartner spiegelt sich u.a. darin, dass Veraguth, in seiner Malerei Zuflucht suchend, in einem Anbau an seinem Atelier auf dem Gut Roßhalde lebt, nur wenige Steinwürfe entfernt vom Herrenhaus in dem seine Frau sich in ihrer Abgeschiedenheit eingerichtet hat.

Der ältere Sohn Albert kommt nur in den Ferien aus dem Internat zu Besuch. Vor dieser Kulisse stellt Pierre, der siebenjährige gemeinsame Sohn, die einzige Gemeinsamkeit der beiden Eheleute dar. Erst durch den Besuch eines Freundes, der wie ein Nachhall einstiger "besserer, schönerer" Zeiten den Künstler in die Realität zurückholt, sieht sich Veraguth mit der Tatsache konfrontiert, dass er sich seinem Leben und damit seinen unaufgearbeiteten Beziehungsproblemen stellen muss. Beschleunigt wird diese erzwungene Verarbeitung noch durch die schwere Erkrankung seines abgöttisch geliebten Sohnes Pierre.

»Tu den Schritt und wirf einmal alles weg,
so wirst du plötzlich die Welt wieder
mit hundert schönen Dingen auf dich warten sehen.«


Was die Ehe des Malers Johann und seiner Frau, der Pianistin Adele Veraguth, noch zusammenhält, ist die Liebe zu ihrem jüngsten Sohn Pierre, sonst leben die beiden getrennt, innerlich wie räumlich, der Maler in seinem Atelier, Adele im Wohngebäude der Roßhalde. Ihre Gemeinsamkeiten sind erschöpft, und die Einsamkeit hat sie verhärtet und wortkarg gemacht. Der plötzlichen Erkrankung des geliebten Sohnes stehen die Eheleute fassungslos gegenüber.

Ein Jugendfreund besucht Johann seid langen Jahren, erkennt den elenden Zustand indem sich die Ehe befindet, und empfiehlt Johann loszulassen und eine erholenden Reise nach Indien anzutreten. Johann zögert mit seiner Einwilligung und reflektiert in einem schmerzlichen Prozess des Nachdenkens die Gründe für den Zerfall der Ehe.

Dann erkrankt plötzlich der Sohn der Eheleute lebensbedrohlich, als wäre dies geradezu das Resultat und Sinnbild, des sich in Auflösung befindenden Ehebundes.


Buchempfehlung:

Roßhalde
Roßhalde
von Hermann Hesse

Samstag, 10. August 2024

Hermann Hesse in Montagnola

Montagnola

Über 40 Jahre seines Lebens verbrachte Hermann Hesse in seiner Wahlheimat Schweiz. Bereits 1919 lies er sich Montagnola nieder, einem Dorf in der Nähe von Lugano am Luganer See.

Alles musste anders werden, dachte Hermann Hesse im Frühling 1919, packte seine Koffer und fuhr ins Tessin. Das Grauen des Ersten Weltkriegs hatte ihn aus der Bahn geworfen, sein Privatleben lag in Trümmern. 

Im Mai 1919 verlies Hermann Hesse Bern und zog ohne die Familie in den Süden der Schweiz. In dem Tessiner Flecken Montagnola oberhalb des Luganer Sees fand er die pittoreske »Casa Camuzzi«, ein romantisches Schlösschen, in dem er drei Zimmer mietete. Wahrscheinlich ahnte er zu dem Zeitpunkt selbst nicht, dass er hier einen Wohnort bis zum Ende seiner Tage gefunden hatte. Montagnola sollte für Hesse ein einschneidendes Erlebnis werden.

Mit dem Umzug in seine Wahlheimat nach Montagnola begann eine einschneidende Veränderung im Leben des 42-jährigen, der sich persönlich und künstlerisch in einer tiefen Krise befand. Seine erste Ehe war gescheitert, im Ersten Weltkrieg hatte sein Weltbild Risse bekommen und seine auf deutschen Konten lagernden Ersparnisse wurden von der Inflation aufgezehrt. Auch als Schriftsteller stand Hesse vor einem Debakel.
Hesse beim Zeichnen

Das änderte sich schlagartig unter der Sonne des Südens. Hesse blühte buchstäblich auf und die angestauten psychischen Spannungen entluden sich in einem kreativen Schaffensrausch, der seinen Dichterruhm begründete. Einen Sommer lang schrieb sich der Schriftsteller Hermann Hesse in einen für ihn beispiellosen Rausch hinein.

Hermann Hesse starb am 9. August 1962 in seiner Wahlheimat in Montagnola im Schweizer Kanton Tessin. Seine letzte Ruhestätte fand der Dichter auf dem Friedhof von San't Abbondio in Gentilino.

Samstag, 3. August 2024

Der wahre Beruf des Menschen

Der wahre Beruf des Menschen



Man kann auch sagen:

Der wahre Beruf des Menschen ist zu sich selbst finden, das eigene ich finden, das Bewusstsein zu sich selbst finden, unabhängig von der Gesellschaft, äußeren Einflüssen.

Eigene Meinungen wagen auszusprechen, Selbstwertgefühl, Selbstbewußtsein.

Ehrlichkeit, Respekt und Achtung vor Allem was lebt. Rein mit sich selbst zu sein. Sich selbst akzeptieren.

Es wagen, eigene Wege zu gehen.

Samstag, 27. Juli 2024

»Sommerruhe« von Hermann Hesse

Sommerruhe

Der Wind ruht in den Ästen
Und schaukelt sich müde nur,
Es klingt wie von fernen Festen
Eines Liedes schwindende Spur.
Mein Glück ist schlafen gegangen
Und lacht nur halb im Traum
Mit schönen,schmalen Wangen
Und schönen Lippen kaum.
Meine Liebe legt sich nieder
In meines Liedes Schoß
Und dehnt ihre feinen Glieder
Und machet die Augen groß.
Der Verse leichte Zügel
Fallen mir aus der Hand,
Mein Lied lenkt seine Flügel
In ein grünes Schlummerland.
Eine rote Sonne liegt
In des Teiches tiefen Fluten,
Ein verirrter Falter fliegt
Über Schilf und Weidenruten.
Alles,was mein Herz verlor,
Jugendmut und Kinderfrieden.
Schlummert hier im gelben Rohr
Einsam,stumm,weltabgeschieden.
Wie ein breites Abendrot
Liegt mein Leben und mein Leiden,
Ruhig wie ein dunkles Boot
Meine Träume drüber gleiten.
Über meinen wilden Sinn
Ist ein Frieden ausgegossen;
Was ich war und was ich bin,
Ist in einen Traum zerflossen.
Hermann Hesse
Die Gedichte

Samstag, 20. Juli 2024

Dichter als Maler



"Nicht, daß ich mich für einen Maler hielte, aber das Malen ist wunderschön. Man hat nachher nicht, wie beim Schreiben schwarze Finger, sondern rote und blaue." Hermann Hesse
aus: Spiel mit Farben - Der Dichter als Maler - von Volker Michels

Samstag, 13. Juli 2024

Tessiner Bergdorf Acquarell




Das Tessin ist eine malerische Komposition aus Bergen und Tälern, aus Dörfern und Seen.

Hermann Hesse hat seine Wahlheimat Tessin in zahlreichen Aquarellen gemalt und dabei die Stimmungen der südlichen Landschaft festgehalten.

Immer wieder malte er auf Stilleben von den an den Berghängen gelegenen Dörfern im Tessin.

Acquarelle:

Hermann Hesse als Maler: vierundvierzig Aquarelle
Hermann Hesse als Maler: vierundvierzig Aquarelle

Hermann Hesse als Maler

Hermann Hesse Acquarell

"Nicht, daß ich mich für einen Maler hielte, aber das Malen ist wunderschön. Man hat nachher nicht wie beim Schreiben schwarze Finger, sondern rote und blaue", so Hermann Hesse 1925. Im Alter von 40 Jahren, mitten im Ersten Weltkrieg, hat Hermann Hesse zu malen begonnen. Es war ihm ein Ausweg in den bittersten Zeiten seines Lebens. Anfänglich illustrierte er seine eigenen Gedichte und verkaufte sie als bibliophile Raritäten. Die meist kleinen, sehr expressionistischen Aquarelle mit ihrer Farbigkeit waren für Hesse ein Ausgleich, eine Art Ausruhen vom Schreiben, ja um Distanz von der Literatur und der Welt zu gewinnen.

Seit seinen autodidaktischen Anfängen im Ersten Weltkrieg, die dem damals Vierzigjährigen eine schwere Krise zu überwinden halfen, hat Hesse bis ins hohe Alter etwa zweitausend Aquarelle gemalt. Die meisten von ihnen sind Liebeserklärungen an die farbenfrohen Landschaften seiner Tessiner Wahlheimat und ihren damals noch unerschöpflichen Reichtum an zauberhaften Motiven.

Farbe ist Leben
Farbe ist Leben


"Aus der Trübsal, die oft unerträglich wurde, fand ich einen Ausweg für mich, indem ich, was ich nie im Leben getrieben hatte, anfing zu zeichnen und zu malen. Ob das objektiv einen Wert hat, ist einerlei; für mich ist es neues Untertauchen in den Trost der Kunst, den die Dichtung mir kaum noch gab. Hingegebensein ohne Begierde, Liebe ohne Wunsch."

Aus einem Brief an Felix Braun, 1917

"Meine kleinen Aquarelle sind eine Art Dichtungen oder Träume, sie geben von der ‚Wirklichkeit' bloß eine ferne Erinnerung und verändern sie nach persönlichen Gefühlen und Bedürfnissen (...), dass ich (...) nur ein Dilettant bin, vergesse ich nicht."

Aus einem Brief an Helene Welti, 1919

Farbe ist Leben
Farbe ist Leben

Malen und Zeichnen hatten für den Dichter eine existenzielle Bedeutung.


"In der Welt gibt es nicht Schöneres, nichts Wichtigeres, nichts Faziniernderes als Malen, alles andere ist dumm, Zeitverschwenudng und Eitelkeit. Malen ist wunderbar, Malen ist großartig." (1928)


"Jeder von uns Künstlern, auch wenn er viel an sich zweifeln muss und sein Talent und Können als scheußlich klein empfindet, hat einen Sinn und eine Aufgabe und leistet, wenn er sich treu bleibt, an seinem Ort etwas, was nur er zu geben hat. Wenn Du mit mir im Tessin malst, und wir beide das gleiche Motiv malen, so malt jeder von uns nicht so sehr das Stückchen Landschaft als vielmehr seine eigene Liebe zur Natur, und vor dem gleichen Motiv macht jeder etwas anderes, etwas Einmaliges. (...) Und wie viele Maler, die für Stümper oder für Barbaren in der Kunst galten, erwiesen sich nachher als edle Kämpfer, deren Werke den Nachfolgern oft tröstlicher sind und inniger geliebt werden als die größten Werke der klassischen Könner!"

Aus einem Brief an Bruno Hesse, 1928

Hermann Hesse Acquarell

"In meinen Dichtungen vermisst man häufig die übliche Achtung vor der Wirklichkeit, und wenn ich male, dann haben die Bäume Gesichter und die Häuser lachen oder tanzen oder weinen, aber ob ein Baum ein Birnbaum oder eine Kastanie ist, kann man meistens nicht erkennen. Diesen Vorwurf muss ich hinnehmen. Ich gestehe, dass auch mein eigenes Leben mir sehr häufig wie ein Märchen vorkommt. Oft sehe oder fühle ich die Außenwelt mit meinem Inneren in einem Zusammenhang und Einklang, den ich magisch nennen muss."

Aus: Kurzgefasster Lebenslauf, 1925


Im April 1933, nachdem Hesse aus der Casa Camuzzi in die Casa Rossa gezogen war, besuchte der junge Gunter Böhmer Hermann Hesse und richtete sich in der Casa Camuzzi ein. Zehn Jahre später, 1943, siedelte der Maler Hans Purrmann, Schüler von Henri Matisse, nach Montagnola über und zog einige Zeit später ebenfalls in die Casa Camuzzi. Mit beiden Malern und Zeichnern verband Hesse eine ihn beglückende Künstlerfreundschaft. Böhmer unterstützte Hesse bei dessen Bemühungen, sich künstlerische Techniken und die Gesetze unterschiedlicher Perspektivdarstellungen anzueignen.


Weblinks:

Hesse über Malerei - www.hermann-hesse.de

Stufen - Youtube



Acquarelle:

Hermann Hesse als Maler: vierundvierzig Aquarelle
Hermann Hesse als Maler: vierundvierzig Aquarelle

Literatur:

Farbe ist Leben
Farbe ist Leben
von Hermann Hesse


Farbe ist Leben
Farbe ist Leben
von Hermann Hesse

Blog-Artikel:

- Kulturwelt-Blog - culturwelt.blogspot.com


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Samstag, 15. Juni 2024

»Bekenntnis« von Hermann Hesse

Holder Schein, an deine Spiele Sieh mich willig hingegeben; Andre haben Zwecke, Ziele, Mir genügt es schon, zu leben. Gleichnis will mir alles scheinen, Was mir je die Sinne rührte, Des Unendlichen und Einen, Das ich stets lebendig spürte. Solche Bilderschrift zu lesen, Wird mir stets das Leben lohnen, Denn das Ewige, das Wesen, Weiß ich in mir selber wohnen. »Bekenntnis« von Hermann Hesse